Für den Samstag (01.07.2023) reisten wir zu dritt nach Ingolstadt, um am Kyusho Jitsu Tag teilzunehmen. Für diesen Lehrgang, welcher am Sonntag noch fortgesetzt wurde, schafften es die Veranstalter einige hochkarätige Trainer einzuladen. Zu ihnen gehörten lokal bekanntere Trainer wie Fritz Oblinger und Achim Keller, als auch internationale Trainer zu denen Zsolt Szénási und Leon Jay gehörten. Die Trainer bauten ihre Einheiten aufeinander und grob auf der selben Thematik auf, zeigten jedoch auch ihre individuellen Aspekte mit auf, was für den Tag einen guten und zusammenhängenden Fluss ergab, bei dem man eine gute Kombination aus Training und Lehrgang erleben konnte.
Das Training begann Fritz mit einer Qi Gong Erwärmung, sowie der Lehre der 5 Tiere. Nachdem sich alle gut eingefunden hatten, ging er in einen immer erweiterbaren Drill über, mit dem er die Meridian Bahnen und zeitgleich Anwendungen zu diesen wiederholte. Sobald man sich einen Teil der Kette gemerkt hatte, wurde diese einfach wieder um zwei Techniken erweitert, bis man ein geschmeidiges Spiel mit seinem Partner hatte und ihn dabei wie auf einem Drehteller hin und her bewegte. Und ohne es richtig zu bemerken, kam man auch schon gut ins Schwitzen. Leon Jay, welcher das Small Circle Jujitsu seines Vaters weiterführte und in seiner Kindheit auch mehrfach auf Bruce Lee stieß, da er Schüler seines Vaters war, übernahm die zweite Einheit und ging auf die flüssigen Übergänge weiter ein, welcher Fritz mit seinen Drills bereits trainierte. Ihm war es dabei wichtig, egal in welcher Situation, die Kontrolle über den Gegner zu haben. Dabei verwies er auf Übungen, die er als Junge auch immer wieder praktizieren musste. Er zeigte uns eine einfache Bewegung bei der die Hände ständig im Wechsel waren ohne jedoch die Berührungspunkte am Gegner zu verlieren. Leon erklärte dabei auch, dass es wichtig wäre gerade solche Übungen langsam zu üben, um festzustellen, wann der Gegner keine Schmerzen spüre, denn das wären die Momente in denen er aus dem Griff ausbrechen könnte. Also ist es nicht nur wichtig die Kontrolle im Hebel zu haben, sondern auch die Kontrolle über die Schmerzen des Gegners. Nur weil man es schnell kann, heißt es nicht, dass es auch von Anfang bis Ende funktioniert. Es war großartig zu sehen, wie präzise er seinen Partner unter Kontrolle hatte und dabei locker und elegant seine Hände wechselte und dennoch dauerhaft seinen Partner in die Schranken wies. Obwohl die Übungen von ihm sehr simple in der Theorie waren, war es extrem schwierig die Punkte im Hebel konstant zu halten und dabei auch noch die Hände zu wechseln und das auch noch obwohl wir sehr langsam übten. Anschließend übernahm Zsolt Szénási das Training. Der aus Ungarn stammende Trainer baute sein Training um die Thematik der Biomechanik und Achsen auf und erklärte im Detail wie die Techniken und Hebel überhaupt funktionieren und wirksam werden, was zum allgemeinen Verständnis der Techniken gut beitrug. Ihm ging es dabei nicht um die Anwendung von langen Kombinationen, Würfen oder Hebeln, sondern rein um die Grundlagen und deren Verständnis und wie dieses Verständnis auch auf alle anderen Techniken der Grundschule übertragen werden kann. Achim Keller übernahm als nachfolgender Trainer die Gruppe und setzte an den Hebelprinzipien und Griffen weiter an, die seine Vorgänger bereits ausgelegt hatten und setzte diese als Anwendungen zu den Katas Meikyo und Kanku Dai ein. Dabei zeigte er auch wie sehr sich die Griffmöglichkeiten zwischen den Katas unterscheiden, in anderen Abläufen der Katas jedoch wieder sehr ähneln. Zusätzlich ging er auch auf die Achsen mit ein und wie sich die Griffe und Hebel je nach Stand und Gleichgewicht verändern und wirkungsvoller oder schwächer werden und wie man dementsprechend seine Techniken verändern muss, wenn auch nur minimal, um effektiv zu bleiben.
Damit war der Tag allerdings noch lange nicht beendet, denn zwei Einheiten erwarteten uns noch. Die erste dieser beiden wurde wieder von Leon übernommen und er vertiefte dabei seine Thematik über den Fluss im Technikverlauf sowie der Kontrolle über den Partner. Gerade was die Kontrolle über die Finger und Füße betraf fokussierte er in dieser Einheit und zeigte dabei auch wie schnell man aus einem Fingerhebel herausrutschen kann und wie man ihn kombinierte Punkte diese Verluste oder Schmerzfreien Phasen des Gegners ausmerzen kann. Mit einer letzten Vorführung zeigte er wie man förmlich mit seinem Gegner tanzte und ihn, egal in welcher Situation, kontrollieren und auch mal mehr oder weniger Schmerzen zufügen konnte, bedankte sich nebenbei für den Tag, ließ seinen Partner ein letztes Mal kurz aufheulen und entließ ihn dann lachend aus seinem Griff. Den Abschluss des Tages wurde wieder von Zsolt geleitet und er ging erneut auf Grundprinzipien ein, welche nicht nur die Hebel und Griffe des Tages betrafen, sondern wieder in alle Aspekte der Grundschule eingebaut werden konnten. Er unterteile dabei den Partner und seine Angriffsfläche in „innerhalb“ und „außerhalb“ des Partners und richtete danach seine Konter und Positionen aus. Dazu kamen später die Stellungen, sowie über Kreuz arbeitende Muster. Dies setzte er dann mit Angriffsmuster auf die Meridiane zusammen. Nach einem letzten gemeinsamen Grüßen verabschiedeten sich die Trainer noch einmal und auch so gingen wir mit mehr Input als wir erst einmal verarbeiten konnten aus der Halle und rieben uns, dennoch lachend, unsere Arme, die an dem Tag viel aushalten mussten.