Mit ca. 50 Teilnehmern unternahm Fiore Tartaglia (7. Dan Shōtōkan) erfolgreich den Versuch eines Karate Retreats in Sardinien. In enger Absprache mit den Teilnehmern wurden im Vorfeld zwei Katas ausgewählt, die während der Woche vom 12.-19.10 genauer behandelt werden sollten. Bei den beiden Katas handelte es sich um die Jion und die Gankaku. Zusätzlich sorgten Fiore und sein Team auch für Aktivitäten außerhalb der Trainings, um gleichzeitig eine Urlaubsstimmung aufkommen zu lassen.
Mit neun Teilnehmern aus unserem Verein, flogen wir von München bis nach Cagliari und wurden nach einer kurzen Fahrt zum Hotel freundlichst empfangen. Am selben Abend empfing Fiore alle Teilnehmer beim gemeinsamen Abendessen, hieß alle Willkommen und weihte uns kurz in seine Pläne für die kommenden Tage ein.
Am kommenden ersten Trainingstag startete früh 9:15 Uhr die erste Einheit des Tages. Nach einer Einführung in seine Pläne der kommenden Tage, sowie der Hinweis auf ein selbst geschriebenes Heftchen für weitere Erklärungen und Mitschriften, welches er für jeden Teilnehmer in den eigenen Zimmern hinterlegt war, starte er das Training mit einer Routine Übung, welche über die nächsten Tage zum Trainingsbeginn wiederholt werden sollte. Das Thema des Tages lautete Flexibilität. Fiore ging dabei viel auf das Gleichgewicht ein, die Hüftrotation und die Drehungen im Karate auf der Ferse. Dies waren seine ersten drei Prinzipien, die für ihn wichtig waren und die wir Teilnehmer über die nächsten Tage versuchen sollten in allen Bewegungen einzubinden.
In der zweiten Einheit des Tages, welche am späten Nachmittag stattfand, sollten wir die selben Prinzipien in die Heian Shodan implementieren. Nachdem wir die Kata mit den unterschiedlichen Prinzipien und zuletzt auch mit allen gleichzeitig gelaufen sind, ging Fiore noch in ein paar lockere Partnerübungen über, welche sich auf die Flexibilität spezialisierten.
Alle der folgenden Tagen bestanden aus einer Einheit am Morgen und einer am Nachmittag. Für den zweiten Tag ging Fiore auf die ausgewählten Katas ein und unterteilte hierfür die Gruppe. Die Dan Graduierungen ab dem 2. Dan liefen die Gankaku und alle Teilnehmer unterhalb des 2. Dan liefen die Kata Jion. Primär ging es um dem Ablauf der Katas, um eine gemeinsame Wissensbasis zu bilden. Mit der Folgeeinheit wurden dann die Prinzipien des Vortages eingebaut. Zusätzlich dazu liefen wir auch noch die Heian Shodan, um ein bisschen Abwechslung in die rauchenden Köpfe einzubringen.
Mit dem dritten Tag wurden die Katas, sowie die Prinzipien fester Bestandteil des Tagesrhythmus. Nachdem wir dann unsere Routine aufgefrischt hatten, war das Thema des Tages, die Koordination. Über mehrere einzelne Bewegungsmuster versuchte er die Koordinativen Fähigkeiten auszureizen und baute aus den einzelnen Bausteinen später komplexere Bewegungen, welche Ausweich-, Abwehr- und Angriffsmuster beinhalteten. Mit dem Partner wurde daraus dann eine Art Bunkai und Kumite ausgebaut, um durch den Stressfaktor die Koordination des einzelnen weiter auszuarbeiten.
Der Mittwoch brachte als vierter Tag ein weiteren Ansatz ins Spiel. Mit den bisherigen Routinen, welche wiederholt wurden, baute Fiore neue Prinzipien in das Training ein. Die alten drei Prinzipien sollten zwar nicht vergessen werden aber sie durften für den Tag erstmal pausiert werden. Die neuen drei Prinzipen bestanden aus Kontrasten. Ein- und Ausatmung, Anspannung und Entspannung sowie große und kleine Bewegungen. Diese Kontraste sollten die neuen Prinzipien des Tages sein, welche nach ein paar Übungen wieder in die thematisierten Katas eingebunden werden sollten. Durch das Thema der Kontraste wurde am Nachmittag zusätzlich zwischen den ersten und den letzten Prinzipien gewechselt.
Die Kontrolle war die Thematik für den vorletzten Tag und vereinte alle Prinzipien mit den Katas und mehreren Bewegungsübungen. Danach wurde das Training hauptsächlich in Partnerübungen aufgebaut, welches aus der Kontrolle der eigenen Bewegungen bestand, sowie der Kontroller über der Kampfsituation und somit der Kontrolle des Gegners.
Für den letzten Tag ging es um die mentale Einstellung. Fiore ging dabei auf die Prinzipien und das Kampfverhalten der vorherige Tage ein und erklärte, wie die mentale Einstellung das Kampfmuster und auch das Kampfverhalten verändern kann. Jedoch ging es dabei nicht nur um den Kampf an sich, sondern auch die Einstellung die man im allgemeinen Training aufweist oder die man auch außerhalb des Trainings implementiert. Warum sollte die Aufmerksamkeit auf einen selbst oder auf auf die Umgebung nur im Dojo bleiben?
Somit ging eine sehr interessante Woche zu Ende, gefüllt mit neuen Erkenntnissen, neuen Umgebungen und interessanten Freizeitmöglichkeiten. Es freut uns auch zu hören, dass im kommenden Jahr wieder ein ähnliches Event geplant ist. Vielleicht ergibt sich wieder die Möglichkeit ein solches Erlebnis mitzunehmen.